Schumann-Haus Leipzig

Inselstraße 18
04103 Leipzig

Baujahr: 1838
Modernisierung und Instandsetzung: 2000

Das Wohnhaus in der Inselstraße 5, heute 18, gehört zu den wenigen erhaltenen Beispielen klassizistischer Architektur in Leipzig. Es wurde 1838 von Baumeister Friedrich August Scheidel errichtet, der das Gebäude bis 1846 besaß und zusammen mit Clara und Robert Schumann im Haus wohnte. Das Künstlerpaar Schumann verbrachte ihre seine ersten  vier Ehejahre (1840 - 44) in einer der beiden  Wohnungen in der Belle Etage (erster Stock). Dort wurden ihre ersten zwei Kinder, Marie und Elise, geboren. Ein großer Salon in der Mitte der Etage, heute Schumann-Saal genannt, diente den Schumanns und den anderen Bewohnern als Raum für festliche Anlässe. Zahlreiche Begegnungen und Hauskonzerte mit berühmten Gästen, darunter die Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy, Franz Liszt, Richard Wagner, Hector Berlioz, der dänische Märchendichter Hans-Christian Andersen,  und mit vielen weiteren Persönlichkeiten fanden in diesem Saal statt. Nach gründlicher Forschungsarbeit konnte der historische Grundriss der ehemaligen Wohnung in der Inselstraße festgestellt werden. Heute können Besucher unter anderem das ehemalige Arbeitszimmer von Robert Schumann sehen, in dem er seine weltberühmte erste Sinfonie – die Frühlingssinfonie – komponiert hat.

Die Inselstraße war zu jener Zeit eine Hauptachse der sich gerade vollziehenden ersten planmäßigen Stadterweiterung Leipzigs im 19. Jahrhundert. Diese war durch eine offene Bebauung geprägt, was u.a. durch  umfriedete Vorgärten den Eindruck einer Gartenstadt entstehen ließ. In unmittelbarer Nähe sind Gebäude entstanden, in denen der Reclam-Verlag und der Brockhaus-Verlag Quartier bezogen.

Das Gebäude bot damals schon beachtliche Annehmlichkeiten wie Innenklosetts und fließendes Wasser und ermöglichte mit seiner herrschaftlichen Grundrissgestaltung einen außergewöhnlichen Wohnkomfort. Insbesondere durch die überaus reich gestaltete Straßenfassade, die das fünfzehnachsige dreigeschossige Gebäude gliedert, nahm sich das palaisartig anmutende Haus aus der Reihe der auf der Inselstraße neu errichteten Gebäude aus. Die zwischen den Kapitälen des Risalits befindlichen Relieffelder zeigen Szenen aus der griechischen Mythologie.

Das Gebäude war immer im Privatbesitz und wurde an die Besitzgesellschaft der Rahn Education 1999 in unsaniertem Zustand verkauft. Der Schumann-Verein Leipzig, der sich Anfang der 90er Jahre gegründet hat, unterstützte den neuen Eigentümer bei der Befundung und der Wiederherstellung des historischen Kerns des Gebäudes mit  Schumann-Saal,  Komponistenzimmer und  historischem Treppenaufgang. Die authentische Wand- und Deckenbemalung dieser Räume wurde denkmalgerecht  restauriert. Um den historischen Kern herum entstand vom Boden (Werkraum) bis zum Keller (Musikübungsräume) eine moderne Grundschule mit modernen Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung. Die seit ihrer Gründung als Freie Schule mit musikalisch-künstlerischer Ausrichtung betriebene Einrichtung erhielt den Namen Clara Schumann. Die Rahn Education entwickelte mit Fachleuten der Hochschule für Musik und Theater Felix-Mendelssohn-Bartholdy dafür ein spezielles pädagogisches Konzept. Die Schule ist mit einer Musik- und Kunstschule gleichen Namens organisch verbunden.

Der Schumann-Verein Leipzig e.V. hat seinen Sitz im historischen Schumann-Haus und arbeitet seit vielen Jahren sehr erfolgreich mit vielen anderen Komponistenhäusern in Leipzig und der Rahn Education zusammen. Jährlich besuchen viele Menschen aus dem In- und Ausland das historische Schumann-Haus und die dort regelmäßig stattfindenden Konzerte. Zusammen mit anderen Komponistenhäusern der Leipziger Notenspur wurde es 2018 mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel ausgezeichnet.